Bereits vor fast 40 Jahren wurde mit der WHO-Erklärung von Alma Ata der Grundstein zur Erfüllung der Vision "Gesundheit für alle" gelegt: Mit dem Konzept 'Primary Health Care' sollte die medizinische Versorgung für alle Menschen, vor allem für die Armen und Benachteiligten, verbessert werden. Die daraus entstandenen Basis-gesundheitsprogramme spielen auch heute noch in der Gesundheitsarbeit eine zentrale Rolle.
Im Jahr 1978 definierte die WHO 'Primary Health Care' als eine Reihe von Prinzipien...
Bereits vor fast 40 Jahren wurde mit der WHO-Erklärung von Alma Ata der Grundstein zur Erfüllung der Vision "Gesundheit für alle" gelegt: Mit dem Konzept 'Primary Health Care' sollte die medizinische Versorgung für alle Menschen, vor allem für die Armen und Benachteiligten, verbessert werden. Die daraus entstandenen Basis-gesundheitsprogramme spielen auch heute noch in der Gesundheitsarbeit eine zentrale Rolle.
Im Jahr 1978 definierte die WHO 'Primary Health Care' als eine Reihe von Prinzipien zur Reformierung des Gesundheitswesen, ein Ansatz, der die Gesundheitsbedürfnisse erkennt und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einbezieht. Es basiert auf den Werten der Gleichheit, sozialen Gerechtigkeit und Solidarität. Der Ansatz empfiehlt eine Integration von rehabilitierenden, therapeutischen, präventiven und unterstützenden Maßnahmen. Entsprechend sollen die äußeren Umstände wie Ernährung, Sanitäreinrichtungen, Wasser, Bildung und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt werden.
Eigenverantwortung und Wissenstransfer
Maurice King hat bereits in den 60er Jahren in seinem Buch „Medical Care in Developing Countries“ festgehalten, dass das westliche krankenhausorientierte Gesundheitssystem die Armen und Benachteiligten ausschließt. Mit seinen damals revolutionären Gedanken trug er zum Konzept der Basisgesundheitsversorgung bei. Wichtige Elemente sind bis heute:
- die Eigenverantwortung der Menschen
- eine Integration des vorhandenen lokalen Wissens in die Gesundheitsversorgung
- angepasste Technologien
- die Ausbildung von Dorfgesundheitshelfern und traditionellen Geburtshelferinnen.
Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Distrikt
Im Zentrum des Basisgesundheitsversorgung stehen die Dorfgesundheitshelfer, die Präventionsarbeit leisten, aber auch einfache Krankheiten erkennen und behandeln. Daneben ist ein funktionierendes "Überweisungssystem" zwischen Gemeinden und dem formalen Gesundheitswesen sehr wichtig, damit schwer kranke Patienten in Gesundheitszentren oder dem Distriktkrankenhaus durch qualifiziertes Personal behandelt werden können. Hierfür ist die Beteiligung der Bevölkerung bedeutend: Die Menschen werden befähigt, auf ihre eigene Gesundheit zu achten und gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, die eigene Gesundheit in ihren Dörfern zu verbessern. Ausgebildete Dorfgesundheitshelfer können erkennen, wann eine Überweisung notwendig ist.
Denn nur durch die Befähigung und Ausbildung der Menschen können sie selbst Verantwortung für ihren Gesundheitszustand übernehmen. Dabei spielen gerade Kirchen und christliche Gemeinden eine zentrale Rolle. Wo Gemeinden Verantwortung übernehmen und aktiv werden, kann Veränderung geschehen.
Armut erschwert Umsetzung
In den Jahren nach der Unterzeichnung der Alma Ata-Deklaration wurde das Konzept einer Basisgesundheitsversorgung nicht flächendeckend umgesetzt. Oftmals wurde das umfassende Konzept durch selektive Angebote ersetzt, wie beispielsweise durch Impfkampagnen oder die Fokussierung auf einzelne Krankheiten wie etwa Malaria, HIV und Aids oder andere Infektionskrankheiten, wo schnelle Erfolge erzielt werden können.
In vielen Ländern ist die Umsetzung des Ansatzes schwierig, weil das Gesundheitswesen und das Gemeinwesen nicht im erforderlichen Maße zusammen arbeiten. Erschwerend kommt häufig eine große Armut der lokalen Bevölkerung hinzu, durch die es nicht möglich ist, eine eigenständige Grundversorgung ohne Hilfe von außen zu sichern. Die Verbindung zwischen Armut und Gesundheit sowie Erziehung und Gesundheit ist uns heute viel klarer als vor 40 Jahren. Daher muss unbedingt in die Armutsbekämpfung investiert werden.