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Pumpen für mehr Lebensqualität

Seit vielen Jahren sammelt unsere Studierendengruppe StuDifäm durch Stocherkahnaktionen und Weihnachtsmarktstände Spenden, um den Bau von Trinkwasserbrunnen in ländlichen Gegenden Malawis finanziell zu unterstützen. Hannah Sondermann und Simon Nestele sind seit mehreren Jahren bei StuDifäm aktiv. Im Sommer leisteten sie als Teil ihres Medizinstudiums ein einmonatiges Praktikum im Nkhoma Mission Hospital in Malawi. Dabei besuchten sie auch die Dörfer, in denen mit den StuDifäm-Spendengeldern Brunnen gebaut wurden. Folgend berichten sie von ihren Erfahrungen.
Eine Frau pumpt am Brunnen Wasser, das in mehrere Eimer sprudelt. Eine andere Frau wechselt die Eimer aus. Daneben stehen einige Männer.
Das Wasser sprudelt! Bild: Simon Nestele

Wir wollen zusammen mit Martyn Tondolo, dem malawischen Difäm-Partner, drei Trinkwasserbrunnen in Dörfern der Region Ntchisi besuchen. Dabei handelt es sich um die neuesten Brunnen, die durch StuDifäm finanziert wurden.

Von Nkhoma aus fahren wir etwa zwei Stunden mit dem Auto Richtung Norden, bis wir schließlich die große asphaltierte Straße M1 verlassen und unsere Fahrt auf unbefestigten, von Schlaglöchern übersäten Wegen fortsetzen. Die Straße wird schmaler, je länger wir unterwegs sind, und immer weniger Fahrzeuge und Menschen begegnen uns auf dem Weg. Schließlich erreichen wir den ersten Brunnen, wo bereits eine Gruppe von Männern auf uns wartet. Nach kurzer Zeit kommen dann doch noch einige Frauen dazu. Das freut uns – denn schließlich sind sie es, die den Brunnen täglich nutzen und das Wasser in ihre Häuser tragen.

Lange Wege für Wasser

Nachdem wir alle im Schatten eines großen Baumes Platz genommen haben, hält der Village Chief eine kurze Ansprache. Er begrüßt uns freundlich und bedankt sich im Namen aller Bewohner für unseren Besuch und für den Brunnen. Auch wir stellen uns vor und bedanken uns für die Gastfreundschaft. Schließlich können wir einige Fragen stellen, wobei Martyn für uns von Chichewa auf Englisch übersetzt. Die Bewohner erzählen uns, dass die Frauen des Dorfes vor dem Bau des Brunnens manchmal mehrmals täglich bis zu acht Kilometer zurücklegen mussten, um sauberes Trinkwasser zu besorgen. Zwar gab es an der Stelle, wo der Brunnen mit Handpumpe heute steht, zuvor schon ein Loch im Boden, aus dem sie Wasser entnehmen konnten. Allerdings war dieses Wasser nicht immer als Trinkwasser geeignet. Heute versorgt der Brunnen 29 Haushalte mit jeweils durchschnittlich sieben Personen mit Trinkwasser. Die Frauen der Familien laufen täglich zwei- bis dreimal mit großen Eimern zur Pumpe und füllen diese dort mit Wasser, um sie im Anschluss auf ihren Köpfen nach Hause zu transportieren.

Nur zum Trinken und Kochen

Durch den Austausch mit den Bewohnern wird uns klar, dass die Installation eines Brunnens nicht bedeutet, dass es für die Menschen unbegrenzten Zugang zu sauberem Wasser gibt. In der Region kommt es regelmäßig vor, dass die vorhandenen Brunnen durch absinkende Grundwasserspiegel und eine übermäßige Nutzung zeitweise kein Wasser mehr fördern. Deshalb müssen die Frauen manchmal stundenlang an den Pumpen warten, bis das Wasser zurückkehrt, oder weite Strecken bis zur nächsten Wasserquelle zurücklegen. 

Um das Austrocknen ihres neuen Brunnens zu verhindern, verwenden die Bewohner das Wasser nur zum Trinken und Kochen, und nicht etwa, um Pflanzen zu bewässern. Außerdem erhalten die 29 Haushalte der Gemeinschaft priorisierten Zugang zum Wasser des Brunnens, weil sie am weitesten entfernt von einer weiteren Trinkwasserquelle wohnen: Sie dürfen morgens als Erste Wasser entnehmen. Auf mögliche Reparaturkosten sei man vorbereitet: Der Village Chief erklärt uns, sie sparten Geld, um notwendige Ersatzteile bezahlen zu können. Als der Brunnen vor kurzer Zeit einmal kein Wasser mehr förderte, konnten sie so ein Verlängerungsstück für das Förderrohr anschaffen und das Problem lösen. 

Im Anschluss an unser Gespräch soll uns die Funktion der Pumpe demonstriert werden, doch auch bei kräftigem Pumpen kommt kein Wasser. Nach kurzer Inspektion ist das Problem schnell ausgemacht – ein Stab im Mechanismus der Pumpe hat sich gelöst. Die Pumpe wird aufgeschraubt, der Fehler behoben und nur wenige Minuten später sprudelt klares Trinkwasser in die Eimer.

Weitere Brunnen gewünscht

Der nächste Brunnen, den wir besuchen, liegt im Zentrum eines kleinen Dorfes. Unsere Ankunft spricht sich schnell herum, sodass sich schon bald eine größere Gruppe von Frauen an der Wasserstelle versammelt hat. Für uns deutsche Besucher und den Village Chief werden große gepolsterte Sessel herbeigetragen, auf denen wir Platz nehmen sollen, während alle anderen Bewohner auf dem Boden sitzen. Uns ist diese Situation zwar unangenehm, doch dieses Angebot abzulehnen, erscheint uns erst recht unangebracht. Der Village Chief hält eine kurze Rede, bevor wir uns selbst vorstellen und einige Fragen an die Bewohner richten können. Wir werden mehrmals gebeten, weitere Brunnen zu finanzieren, um der wachsenden Bevölkerung der umliegenden Dörfer sicheren Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Zu unserem Abschied wird laut gesungen und getanzt.

Gefahr für die Gesundheit

So herzlich wie wir zuvor verabschiedet worden waren, werden wir an unserem letzten Halt des Tages mit Trommeln, Gesang und Tanz begrüßt. Hier hat sich die gesamte Dorfgemeinschaft versammelt, darunter auch viele Kinder. Sie sind von Simons Kamera fasziniert und posieren mit viel Freude davor, um ihr eigenes Bild auf dem kleinen Bildschirm bewundern zu können. Die Bewohner berichten uns, dass sie ihr Trinkwasser vor dem Bau des Brunnens aus einem weit entfernten Fluss bezogen, was neben großer Anstrengung auch gesundheitliche Gefahren mit sich brachte. 

Eine Frau steht auf und erzählt uns, der Brunnen habe die Beziehung zu ihrem Ehemann verbessert, da sie nun nicht mehr früh morgens das Haus verlassen müsse und so mehr Zeit mit ihm verbringen könne. Die größte Geste der Dankbarkeit, die wir an diesem Tag erfahren dürfen, ist die Einladung zum gemeinsamen Essen im Haus des Village Chiefs. Seine Frau hat für uns Nsima (traditioneller malawischer Maisbrei) mit Huhn vorbereitet. Wir waschen unsere Hände mit erwärmtem Wasser aus dem Brunnen, setzen uns an den kleinen Tisch in der fensterlosen Hütte und genießen die köstliche Mahlzeit gemeinsam mit dem Village Chief, Martyn Tondolo und unserem Fahrer Alan.

Höhere Lebensqualität

Wir sind überwältigt von der Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Dankbarkeit, die uns in den drei Dörfern entgegengebracht wurde. Uns wurde vor Augen geführt, dass es dort an sehr vielem mangelt, nicht zuletzt an Kleidung, guter Gesundheitsversorgung, niederschwelligem Zugang zu Schulbildung für die Kinder und ausreichender und ausgewogener Nahrung vor allem am Ende der Trockenzeit. Umso wichtiger ist es, dass der Bau dieser einfachen Brunnen mit Handpumpen die Lebensqualität der Menschen wirklich und nachhaltig verbessert hat.

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