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Kleiner Floh, großes Leid - Mit Hygiene und Schuhen gegen den Sandfloh-Befall

Sie bohren sich in Fußsohlen, Zehen oder Finger: Die weiblichen Sandflöhe legen ihre Eier unter die Haut von Tieren und Menschen. Über eine Million Menschen in Kenia, vor allem Kinder, leiden unter dem schmerzhaften Befall der sogenannten Jiggers. Dabei ist die Behandlung und Prävention dieser armutsbezogenen vernachlässigten Tropenkankheit Tungiasis einfach und günstig. Das Difäm fördert die Versorgung der Betroffenen und verbessert gemeinsam mit einem lokalen Partner die Hygienesituation vor Ort zur Vorsorge.

Tungiasis ist eine Erkrankung, die vor allem arme Menschen trifft: Menschen, die keinen Zugang zu Wasser haben, in Slums leben und sich nicht durch entsprechende Schuhe oder Kleidung vor einem Parasitenbefall der Jiggers schützen können. Ihnen fehlen sauberes Wasser, sanitäre Anlagen sowie Schuhe und Mittel für Hygieneartikel wie Seife und Waschschüsseln. Dabei sind auch Menschen mit Behinderungen betroffen.

Zudem spielt fehlendes Wissen beispielsweise über die Ursachen von Jiggers und den Zusammenhang zwischen mangelnder Hygiene und der Erkrankung eine große Rolle. Für viele Menschen verbirgt sich dahinter ein Fluch. Die Betroffenen sind oftmals übersät von entzündeten Wunden und teilweise tiefen Geschwüren. Wird die Infektion nicht rechtzeitig behandelt, graben sich die Entzündungen tief in das Gewebe ein und verursachen schwere Schmerzen, Geschwüre und langfristig auch Behinderungen. Die Entzündungen können akut zu Blutvergiftungen führen. „Viele der Betroffenen verlieren ihre Finger oder Zehen und können nicht mehr laufen oder schreiben. Sie werden durch Schmerzen und die Bewegung der Parasiten unter ihrer Haut geplagt“, erklärt Gesundheitsreferent Olaf Hirschmann. Kinder brechen die Schule ab und Erwachsene können nicht mehr arbeiten gehen, werden stigmatisiert und isoliert.

Hilfe, die nachwirkt

Gemeinsam mit dem Christian Mission Ministry (CMM) der Anglikanischen Kirche führen wir vom Difäm in der Region Bungoma im Westen von Kenia Schulungen zur Prävention und Behandlung von Jiggers-Infektionen durch: Ehrenamtliche Gemeindemitglieder werden zu Trainern ausgebildet, die nicht nur in leichteren Fällen selbst behandeln können, sondern den Menschen auch ihr Wissen über Hygienemaßnahmen und Therapien weitergeben. Sie informieren Kinder und Erwachsene, wie der Sandfloh unter die Haut gelangen kann und wie regelmäßiges Fegen des staubigen Hüttenbodens, das Tragen von Schuhen sowie Hände- und Füßewaschen hilft, den Befall zu vermeiden.

Wir stellen Medikamente zur Behandlung der Tungiasis bereit und die geschulten Gemeindemitglieder zeigen den Betroffenen, wie man selbst mit Desinfektionsmittel und Vaseline einen Befall behandeln kann. Sie befüllen große Plastikschüsseln mit Wasser und geben Kaliumpermanganat hinein. Das Wasser verfärbt sich in eine dunkellila Lösung, in der die betroffenen Stellen für einige Minuten gebadet werden. Hinterher werden die Hautstellen mit Vaseline eingecremt. Die Salbe unterbindet die Sauerstoffzufuhr für die Sandflöhmilben und sie sterben ab. Gleichzeitig unterstützt die Fettsalbe den Heilungsprozess der Wunden. Diese Behandlöung wird täglich wiederholt bis zum vollständigen Heilungsprozess.

Die Kosten pro Patient belaufen sich auf gerade einmal 5 Euro. Dafür bekommen die Patientinnen und Patienten eine Waschschüssel, das Kaliumpermanganat, Verbandsmaterial und Vaseline. Schwere Fälle werden an die umliegenden Gesundheitsstationen überwiesen. „Wir planen zudem Maßnahmen zur Vorbeugung von Jiggers“, so Olaf Hirschmann, „Kinder erhalten Schuhe und die gestampften Lehmböden in den Hütten, auf dem die Menschen schlafen, werden mit einer Mischung aus Kuhdung und Asche behandelt, einem einfachen, aber wirksamen Hausrezept gegen die Verbreitung von Sandflöhen.“ Denn viele Menschen können sich keine Matratze leisten und schlafen auf dem blanken Boden und die Flöhe leben in Sand und Staub.

„Endlich können die zuvor von Schmerzen gequälten Kinder wieder lachen und auf den wieder gesunden Füßen wieder fröhlich Fußball spielen und in die Schule gehen“, sagt Enock Okonji, Bischof von CMM, der dieses Projekt ins Leben gerufen hat.

Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH) für mehr Gesundheit

Bei diesem Projekt geht es nicht nur um die Bekämpfung der Jiggers. Es geht auch darum Menschen, die in Armut leben, eine neue Perspektive zu geben. Die Gemeinden sollen mobilisiert und motiviert werden, ihre gesundheitlichen Herausforderungen selbst in die Hand zu nehmen. Themen, wie die Übertragung von Krankheiten durch verunreinigtes Wasser, die Aufbereitung von Trinkwasser sowie der Umgang mit Abwasser, persönliche und allgemeine Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten, Abfallmanagement in Haushalten sowie in der Gemeinde und Toilettenbau werden besprochen und gemeinsam angegangen. „Nur mit aktiver Mithilfe der Menschen vor Ort wird sich ihre Gesundheitssituation grundlegend verbessern.“

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