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Wo die Ungerechtigkeit wuchert - Zum Weltkrebstag am 04. Februar

Die Krebsraten im globalen Süden steigen und die Gesundheitssysteme dort sind oft nicht darauf vorbereitet: Die Zahl der Tumorerkrankungen wird sich in ärmeren Ländern nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2040 verdoppeln. Darauf weist Difäm Weltweit anlässlich des Weltkrebstages hin. Die Tübinger Organisation beobachtet diesen Trend im Rahmen seiner Projekte zur Entwicklungszusammenarbeit mit Sorge, denn die Gesundheitssysteme sind dort oft nicht ausgerüstet, um solch komplexen Erkrankungen etwas entgegenzusetzten.
Spritzen mit Krebsmedikamenten ©Foto: Peter Vollmer
Krankenschwester bei der Behandlung von Patienten mit Krebs©Foto: Peter Vollmer

„Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt bahnt sich hier eine schwierige Situation an, die insbesondere in Afrika viele Menschenleben kosten wird“, warnt Difäm-Direktorin Dr. Gisela Schneider. Abgesehen vom Leid der unzureichend behandelten Tumorpatientinnen und -patienten, verlieren Familien oft ihren gesamten Besitz, um teure Operationen, Medikamente oder Krankenhausaufenthalte bezahlen zu können. „Das wirkt sich auf die kommenden Generationen aus und zerstört vieles, was in den letzten Jahren an Verbesserungen der Lebensumstände erreicht wurde“, so Schneider.

Krebszahlen steigen weltweit

Nach Prognosen der WHO wird die Zahl der Tumorerkrankungen weltweit steigen, besonders aber in den Ländern mit geringem Einkommen. Die Ursachen sind veränderte Lebensgewohnheiten, mangelhafter Arbeitsschutz, eine insgesamt höhere Lebenserwartung aber auch chronische Infektionen wie HIV, Hepatitis B oder Humane Papillomviren. Die Folgen sind in den ärmeren Ländern ungleich schwerwiegender. Während in den Industrienationen immer mehr Tumorarten behandel- oder heilbar sind, fehlt es im globalen Süden an leistungsfähigen Gesundheitssystemen. „Es gibt viel zu wenig ausgebildetes Personal, um eine Tumorerkrankung so frühzeitig zu erkennen, dass eine Behandlung noch möglich ist“, gibt Schneider zu bedenken. Zudem fehle es an spezialisierten Ärztinnen und Ärzten beispielsweise für Onkologie, Pathologie oder bildgebende Verfahren, um eine effiziente Therapie und Nachbehandlung durchführen zu können. Das hat Folgen: Laut WHO werden schon im Jahr 2030 rund drei Viertel aller Menschen, die an einer Tumorerkrankung versterben, aus ärmeren Ländern stammen.

Oft keine Palliativversorgung möglich

Verschärft wird die Situation durch die weit verbreitete Armut in der Bevölkerung. „In manchen Ländern kann sich die Mehrheit der Bevölkerung einen Krankenhausaufenthalt schlicht nicht leisten“, erklärt Schneider. Krankenversicherungen gibt es kaum und selbst wenn, übernehmen sie nicht die Kosten für komplexe Behandlungen. So werden Tumorerkrankungen häufig weder erkannt noch behandelt. Selbst eine palliative Versorgung – also die Behandlung von Schmerzen und anderen Symptomen einer Tumorerkrankung – ist nicht flächendeckend gewährleistet. „Wenn Menschen eine Tumorerkrankung im Endstadium haben und zur Behandlung der Schmerzen nichts als ein paar Tabletten Paracetamol, dann ist das Leid unvorstellbar“, so Schneider. Insgesamt sieht sie dringenden Handlungsbedarf: „Wir brauchen in den Ländern des globalen Südens eine Stärkung der Gesundheitssysteme, damit sie auch Tumorbehandlungen tragen können. Zudem sind soziale Sicherungssysteme erforderlich, die zumindest eine grundlegende Behandlung und palliative Versorgung kostenlos anbieten. Sonst werden Tumorerkrankungen die Menschen im globalen Süden über Generationen in Leid und Armut treiben.“

Das Difäm unterstützt die palliative Versorgung von schwerkranken Menschen und die Arbeit am Krebszentrum des Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC) in Moshi im Norden von Tansania. Die häusliche Bertreuung Schwerkranker und die Ausbildung von medizinischem Personal in Palliativmedizin sind Schwerpunkte dieser Arbeit.

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