"Ich fing an, Alkohol zu trinken und wurde schnell zu einem sehr starken Trinker", erzählt Funzirani, der mit seiner Familie in Malawi lebt. Obwohl seine Eltern dagegen waren, ging er auf eine Bauschule. "Doch jedes Mal, wenn ich mein Gehalt erhielt, kaufte ich davon Alkohol - und dann war es mit der Arbeit erstmal vorbei. Ich aß nichts mehr, benahm mich wie ein Verrückter und schlief auf dem Friedhof und wurde schließlich von allen gemieden."
Im Jahr 2021 lernte Funzirani das von Difäm Weltweit geförderte Projekt zu psychischer Gesundheit kennen. Er nahm an einer Entzugstherapie und an den Treffen der Selbsthilfegruppen für drogen- oder alkoholabhängige Menschen teil. Nach der Rehabilitation konnte er wieder anfangen zu arbeiten. "Heute geht es mir sehr gut, ich lebe wieder bei meiner Familie, gehe regelmäßig arbeiten und habe nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt." Als trockener Alkoholiker wirkt Funzirani mittlerweile sogar in der Suchtprävention mit und betreut Patientinnen und Patienten mit ähnlichem Schicksal.
Aus dem Tabu herausholen
Obwohl neurologische und psychische Erkrankungen wie Epilepsie, Depressionen und Angststörungen sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit weit verbreitet sind, gibt es in Malawi riesige Versorgungslücken. So gibt es im ganzen Land für 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in einer staatlichen psychiatrischen Klinik und zwei katholischen, psychiatrischen Krankenhäusern genau zwei registrierte Psychiater und zwei Psychologen. Der Mangel an Versorgungsstrukturen, häufige Fehldiagnosen und ein fehlendes Bewusstsein in der Bevölkerung über psychische Störungen führen zu Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit mentalen Störungen. Traditionelle Heiler sind in der Regel deswegen die ersten, die wegen psychischer Erkrankungen kontaktiert werden. Die Heiler, die Patientinnen und Patienten sowie die Gemeinden glauben, dass eine psychische Erkrankung durch spirituelle Besessenheit oder Hexerei verursacht wurde und es sich nicht um einen medizinisch therapierbaren Zustand handelt. Das führt dazu, dass Betroffene eine unzureichende oder unangemessene Behandlung erhalten, die die Symptome oder die Erkrankung nicht lindert, sondern ihren Zustand weiter verschlimmert. Gewalt, Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Selbstmordverhalten und Ächtung sind mögliche Folgen.
Deshalb engagiert sich Difäm Weltweit im Aufbau von Versorgungsstrukturen für psychische Gesundheit für korrekte Diagnosen und effektive Behandlungen. Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist im Kampf gegen Stigmatisierung und Diskriminierung ebenfalls dringend notwendig. Daher wurde das Thema mentale Gesundheit in das bestehende Gesundheitsprogramm des Partnerkrankenhauses von Difäm Weltweit im Lilongwe-Distrikt integriert.
Difäm Weltweit unterstützt dort Schulungen von medizinischem Personal im Bereich psychische Krankheit und Gesundheit. Die geschulten Fachkräfte bilden Expertenteams, die sowohl in der Klinik tätig sind als auch in die Dörfer gehen. Dort klären sie die Bevölkerung auf und sensibilisieren die Menschen vor Ort zu einem rationalen Umgang mit psychisch Erkrankten, denn gerade auf Dorfebene werden psychische Erkrankungen oft mit Hexerei und Magie in Verbindung gebracht.
Regelmäßig besuchen sie psychisch kranke Menschen zuhause und bringen ihnen Medikamente oder kümmern sich im Notfall um eine klinische Unterbringung. Sie begleiten Selbsthilfegruppen für drogen- oder alkoholabhängige Menschen und sorgen für die Medikamente. Vor allem aber sorgen sie dafür, dass das Thema enttabuisiert wird und Menschen mit mentalen Störungen wieder in die Gemeinschaft integriert werden.