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Fisteloperationen – ein Weg zurück ins Leben

Ein vor allem in afrikanischen Ländern verbreitetes Problem sind Fisteln. Sie entstehen nach komplizierten Geburten und Vergewaltigungen. Sie führen zu Inkontinenz und die Betroffenen werden häufig aus der Gemeinschaft verstoßen. In Liberia fördert Difäm Weltweit die klinische Versorgung von Frauen mit Fisteln, die psychologische Betreuung von Überlebenden sexualisierter Gewalt und einen offeneren Umgang mit diesem weit verbreiteten Tabuthema.
Operationen für Frauen mit Fisteln - Hoffnung für gezeichnete Frauen in Liberia
Fistel-Operationen befreien die betroffenen Frauen von einem Leiden, das weit über die körperlichen Qualen hinausgeht.
©Foto: Anna Buck

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Auf das traumatische Erlebnis eines sexuellen Übergriffs folgt lebenslanges Elend. Viele Betroffene tragen Verletzungen davon, die sie für den Rest ihres Lebens zeichnen: Scheidenfisteln sind Verletzung der Blasenwand mit einer bleibenden Öffnung zwischen Blase und Scheide, und manchmal auch zum Darm. Frauen mit einer Fistel sind inkontinent. Weil sie ihren Urin und Stuhlgang nicht mehr kontrollieren können, werden viele von ihren Ehemännern verlassen und von ihren Familien verstoßen. Sie leben isoliert, verarmen und haben kaum eine Chance, wieder einen Mann zu finden oder selbständig für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Zu den Schmerzen kommen Trauer und Hoffnungslosigkeit hinzu. „Viele der betroffenen Frauen verstehen nicht, was mit ihnen los ist und dass sie Hilfe bekommen könnten“, erklärt Chefarzt Dr. Seraphin Amani vom Curran Krankenhaus in Liberia.

Hoffnung für gezeichnete Frauen in Liberia

Am Curran Krankenhaus der lutherischen Kirche werden jährlich etwa 200 Überlebende sexualisierter Gewalt behandelt. Es liegt etwa 250 Kilometer landeinwärts in Zozor, einer Region, die vom Bürgerkrieg betroffen war und in der viele traumatisierte Menschen leben. In einer eigenen Sprechstunde kümmern sich Mitarbeitende um die Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. „Zwei Jahrzehnte bewaffneter Konflikte haben die Mano-River-Region in Westafrika geprägt“, sagt Seraphin Amani, der selbst aus der Demokratischen Republik Kongo stammt und viele Jahre für Ärzte ohne Grenzen arbeitete. Die speziellen Fistel-Operationen lernte er bei Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege am Panzi Krankenhaus. „Ein Erbe dieser Konflikte ist das hohe Maß an sexualisierter Gewalt in Liberia.“ Am Curran Krankenhaus wird den einzelnen Frauen geholfen.

Behandlung und psychologische Betreuung

Frauen mit Fisteln infolge von Gewalterfahrung oder nach Geburtskomplikationen werden im Krankenhaus operiert. Zum Teil geschieht dies kostenfrei, da viele Frauen keine Krankenversicherung haben. Um die betroffenen Frauen nicht zu stigmatisieren, werden sie unabhängig ihrer Entstehungsgeschichte behandelt. Hierfür werden Mitarbeitende des Curran Krankenhauses für das Thema sensibilisiert und im Umgang mit Betroffenen trainiert. Die Kosten für Medikamente, medizinische Instrumente und Verbrauchsgüter für die Operation und die anschließende stationäre Versorgung der Frauen übernimmt das Difäm. Die Opfer sexualisierter Gewalt werden anschließend von spezialisierten Fachkräften psychologisch betreut.

Das Difäm fördert

  • die klinische Versorgung von Frauen mit Fisteln nach Gewalterfahrung
  • psychologische Betreuung
  • Sensibilisierung und Bewusstseinsschaffung

„Für jede der geheilten Frauen geht ein jahre- und manchmal jahrzehntelanger Leidensweg zu Ende. Die Operation ermöglicht ihnen den Weg zurück in die Gemeinschaft und zurück ins Leben“, so Dr. Amani.

Aufklärung und Sensibilisierung

Da aber viele betroffene Frauen in ländlichen Regionen leben und meist noch nie von Fisteloperationen gehört haben, geht der Behandlung eine Sensibilisierungsphase voraus: Geschulte Freiwillige sollen das Thema in den umliegenden Gemeinden ansprechen und ein Bewusstsein dafür schaffen. Durch den offeneren Umgang mit dem Thema sollen Menschen mit Gewalterfahrung ermutigt werden, sich zu melden und Versorgung zu erhalten. Hier werden Betroffene einbezogen, die ihre Leidensgeschichten erzählen und wie ihnen geholfen wurde. Zudem sollen 100 lokale Autoritäten wie Pfarrer und traditionelle Führer sensibilisiert und als Multiplikatoren gewonnen werden. „Unsere Arbeit im Krankenhaus ist Symptombehandlung. Sexualisierte Gewalt ist, ebenso wie geschlechtsspezifischer Gewalt wie frühe Eheschließungen, Zwangsprostitution und Genitalverstümmelung, ein strukturelles Problem, das auf mehreren Ebenen angegangen werden muss.“

Hintergrund

Zwei Millionen Frauen leben weltweit mit einer Vaginalfistel. Bis zu 150.000 neue Fälle kommen aufgrund fehlender fachkundiger Geburtshilfe oder sexuellen Übergriffen jährlich hinzu. In den Industrieländern sind Fisteln dank moderner Geburtshilfe heute kein Problem mehr. Seit über zehn Jahren unterstützt das Difäm die Operation von Scheidenfisteln im Osten der Demokratischen Republik Kongo. In Liberia ist das Projekt am Curran Hospital gerade gestartet.

Das Difäm fördert diese Arbeit mit 15.000 Euro. Die Mission Eine Welt unterstützt das Projekt mit 5.000 Euro. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende!

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